Paul Zech:

Dichter und Schriftsteller (1881-1946)

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Bisher wohl eher wenig bekannt, befindet sich in Bestensee entlang des Bahndamms Richtung Zeesen auch ein Ort mit literarischer Geschichte. Hinter dem Zaun der Puschkinstraße 10 steht mitten auf einer kleinen Wiese ein Gedenkstein mit der Aufschrift
„In diesem Hause wohnte Paul Zech zwischen 1919 und 1933“.

Paul Zech, Dichter, Bergmann, Bibliothekar, Literaturkritiker und Lyriker, wurde 1881 im westpreußischen Briesen geboren und starb 1946 verarmt im argentinischen Exil in Buenos Aires.
Nicht hoch genug würdigen kann man sein höchst produktives Schaffen von 30 Gedichtbänden, 14 Erzählsammlungen, acht Romanen und 28 Dramen, zahlreichen Essays und Übersetzungen aus dem Französischen. Trotzdem ist Zech heute weitgehend unbekannt, was er sicher seiner ebenso schillernden wie auch umstrittenen Persönlichkeit verdankt.

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Paul Zech in
den 20er Jahren

Aus seinem umfangreichen Werk seien einige Titel genannt: der Erzählband „Das rote Messer“, die Romane „Kinder von Paraná“ und „Die Vögel des Herrn Langfoot“, das Drama „Der letzte Inka“ und die nachgedichtete Indiolegende „Die schwarze Orchidee“.
Über seine eigene Biographie machte Paul Zech – mit Ausnahme seiner Geburtsdaten - des öfteren widersprüchliche Angaben. Er wuchs im Industriegebiet an der Wupper auf und arbeitete nach seinem Studium zwei Jahre als Bergmann und Heizer in Deutschland, Frankreich und Belgien.
In dieser Zeit schloss der aufstrebende Lyriker und Literaturkritiker innige Freundschaft mit der Dichterin Else Lasker-Schüler, die ihn ermunterte, ihr 1912 nach Berlin zu folgen. Mit 29 Jahren wurde Paul Zech Kommunalbeamter in der Reichshauptstadt und wirkte dort als Redakteur, Dramaturg, Bibliothekar und Mitherausgeber der expressionistischen Zeitschrift „Das neue Pathos“. Eine enge Freundschaft verband ihn u.a. mit Georg Heym und Stefan Zweig.

Das folgende Jahrzehnt, stark vom literarischen Expressionismus geprägt, bedeutete für Zech eine überaus schöpferische Zeit. Erste wirtschaftliche Erfolge und künstlerische Anerkennung brachten ihm seine umfangreichen Analysen der Werke Rilkes ein sowie etliche kürzere Prosadichtungen, in denen er eindringlich und mit kraftvoller Lyrik die Arbeits- und Lebensbedingungen des Bergarbeitermilieus schilderte, sicherlich auch geprägt von seinen eigenen Erfahrungen.

Auf dem Höhepunkt seiner schriftstellerischen Karriere bekam er 1918 für seinen Gedichtband „Das schwarze Revier“den Kleist-Preis durch Heinrich Mann zugesprochen und gehörte fortan zur Literaturprominenz Deutschlands.
1919 zog er mit seiner Frau Helene, die 1962 in Bestensee starb, und seiner Tochter nach Bestensee in die Kurstr. 10 (heute Puschkinstr.). An seinen Freund Richard Dehmel schrieb er dazu am 1. Dezember 1919: „Ich habe Berlin den Rücken gekehrt und bin, eine Stunde von dort, in einem Walddorf sesshaft geworden. ...kleines Landhaus, Garten, See, Wald... das ist die Erfüllung früher Träume.“

Ende 1933 floh Paul Zech vor dem NS-Regime aus Deutschland. Sein Weg führte ihn über Prag und Paris ins argentinische Exil, wo er fortan in ärmlichen Verhältnissen lebte. Er begann seine freie Mitarbeit bei einer deutschsprachigen argentinischen Emigrantenzeitung und wurde auch dort bald durch seinen sozialkritischen Blick auf die Verhältnisse des Gastlandes bekannt.
Eigentlich wollte Paul Zech in sein deutsches Zuhause zurückkehren und dort die letzten Jahre seines Lebens verbringen, doch der Rückweg in das zerstörte Nachkriegsdeutschland blieb bis zu seinem Tod unmöglich.

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Paul-Zech-Gedenkstein
in der Puschkinstr. 10

Der heutige Besitzer des Zechschen Anwesens ist der gebürtige Bestenseer Karl-Heinz Schostag, der nach eigenen Plänen und Ideen und in liebevoller Kleinarbeit das idyllische Dichterdomizil restauriert hat.
Die Verandamauer ziert übrigens das Bild eines röhrenden Hirsches, das laut Herrn Schostag von Paul Zechs Vater, einem Hobbymaler, selbst entworfen wurde.
Eine weitere Erinnerung an Paul Zech ist auch der von Hecken umwachsene kleine Rasenplatz, der damals „Dichterhain“ getauft wurde. „Da soll er oft gesessen und gedichtet haben,“ erzählte Herr Schostag der Zeitung KW-Kurier, „mit dem Blick auf den Seechensee, das Haus im Rücken und somit geschützt vor dem Lärm der Eisenbahn.“

Karl-Heinz Schostag, der Kultur und Literatur sehr zugetan, ist auch ein wenig stolz, das Refugium eines deutschen Dichters aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts bewohnen und pflegen zu können. Den Gedenkstein auf der Wiese hatte die Tochter von Paul Zech, die heute in der Schweiz lebt, damals anfertigen lassen und ihm bei ihrem Auszug geschenkt.
„Warum soll ich den mitnehmen,“ soll sie gesagt haben, „der gehört doch zu diesem Haus.“
Paul Zechs einstiger Wohnsitz in Bestensee ist keine öffentliche Gedenkstätte, doch ihr Besitzer freut sich über jeden ehrlich interessierten Besucher, dem dieser Ort mehr wert ist als nur einen flüchtigen Blick über den Gartenzaun.

  
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